Devold – eine qualitätsmarke
Devold brachte eine hochmoderne, mechanische Strickmaschine mit hatte zudem große Hoffnungen, seine Produkte – gestrickte Wollunterwäsche und Fäustlinge – an die Fischer und die Träger der rødlua, einer roten Strickcap, die einer Mütze nicht unähnlich ist, zu verkaufen. Dabei handelt es sich um ein festliches Kleidungsstück, das an Sonntagen getragen wird, das tief in der norwegischen Folklore verwurzelt ist und das zu einem Symbol für Abenteuer und Entdeckungen geworden ist. Allerdings war es leichter gesagt als getan, bei den Händlern vor Ort Fuß zu fassen. Aus diesem Grund reiste Devold nach Bergen, wo er seine Waren über Sundt, einen gut etablierten Großhändler, verkaufte, der wiederum Devolds Wollwaren an die regionalen Einzelhändler in Ålesund verkaufte.
Es dauerte nicht lange, bis Devold sich einen Ruf als Qualitätsmarke erarbeitet hatte. Fünfzehn Jahre später war Ole Andreas Devold Karriere in vollem Gange und wenige Jahrzehnte später wurde der in Deutschland ausgebildete Norweger von der Westküste zum Eigentümer einer der größten Textilfabriken in Norwegen.
Ein roter faden
Ole Andreas Devold hat schon früh verstanden, dass eine Kombination aus Qualität und Innovation der Schlüssel für jedes erfolgreiche Unternehmen ist. Aus diesem Grund ist Innovation der rote Faden in der Erfolgsgeschichte des Wollunternehmens Devold. Im Jahr 1882 baute der Pionier der Strickindustrie Norwegens erstes elektrisches Kraftwerk neben der Devold-Produktionsstätte. Einer der wichtigsten Faktoren bei der Wollproduktion war der Zugang zu Wasser. Nicht nur zur Erleichterung der Stromerzeugung, sondern auch zum Waschen und Färben von Wolle. Devold schuf einen eigenen Staudamm mit einem Wasserrad und errichtete damit die wahrscheinlich erste mechanisch angetriebene Strickfabrik in Norwegen. Nachdem das Wasserrad in Betrieb genommen wurde, dauerte es nur ein Jahr, bis Devold den nächsten historischen Meilenstein erreichte. Nur vier Jahre nachdem Thomas Edison die moderne Glühbirne erfunden hatte, installierte Devold in seiner Weberei eine elektrische Beleuchtung. Die 125 Glühbirnen waren die erste elektrische Beleuchtung in Sunnmøre und konnten von den umliegenden Bergen aus gesehen werden.
Doch Devold gab sich damit nicht zufrieden. Er war auch einer der ersten Menschen in Norwegen, die anfingen, das Telefon zu benutzen. Er tat dies, als das Unternehmen die Produktion von Ålesund nach Langevåt verlegte. Aber zunächst konnte Ole Andreas keine Telefonstation in der Umgebung finden. 1892 wurde eine 3 bis 4 km lange Telefonleitung im Borgunfjord, von der Produktionsstätte in Langevog bis zum Büro in Alesund verlegt. Dies ersparte den Mitarbeitern eine Bootsfahrt über den Fjord und steigerte die Effizienz der Produktionsstätte enorm.
Ein sozialer arbeitgeber
Die erfolgreiche Gründung der Devold-Produktionsstätte in Langewag trug dazu bei, das Gefüge der Gemeinschaft zu erhalten, da sie Menschen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vielleicht nach Amerika ausgewandert wären, dazu veranlasste, in der Heimat zu bleiben. Ole Andreas Devold schuf nicht nur Arbeitsplätze, er war auch ein Anhänger von Hans Nielsen Hauge, einem lutherischen Laienpfarrer, geistlichen Führer, Geschäftsunternehmer und Sozialreformer, der als einflussreich in der frühen Industrialisierung Norwegens gilt. So übernahm Devold viele soziale Aufgaben. Devold gründete Krankenhäuser, Kirchen, Kindergärten und Lebensmittelgeschäfte und baute 20 bodenständige Häuser für seine Mitarbeiter. Aus einer Bevölkerung, die man an den Fingern einer Hand abzählen konnte, entstand nun eine kleine Gemeinde am Fuße des Berges Sulafjellet in Langevåg. Auch die Erzeuger in anderen Teilen der Region Sunnmøre waren beteiligt. Mit großer Freude begannen sie, ihre Wolle in Devolds Laden am Kongens gate in Ålesund anzuliefern. Dies war profitabler als die Verarbeitung von Wolle auf eigene Faust, und so tauschten die Farmer Wolle gegen fertige Kleidung statt gegen Bares.
Klassische qualitätsprodukte
Langevåg war im 20. Jahrhundert ein Ort reger Aktivität. Die Produktionsstätte wurde erweitert und Devold tätigte große Investitionen. Boote kamen und gingen, voll beladen mit Wolle. Bereits im frühen 20. Jahrhundert war der Export eine wichtige Einnahmequelle für Devold. Ein Dampfschiff namens „Torolf“, das in Hardanger gekauft wurde, fuhr die gesamte Küste entlang – „von der schwedischen bis zur russischen Grenze“ – um die Nachfrage nach Devold-Kleidung zu befriedigen. Der ursprüngliche blaatrøia (blauer Pullover) war im Ausland sehr beliebt und wurde u. a. auf die Färöer Inseln, nach Island und Südafrika exportiert. Ein wichtiger Artikel war auch das rødlua, ein festliches Gewand, das gerne an Sonn- und Feiertagen getragen wurde, ebenso wie der robuste Arbeitsoverall Islenderen (Icelander).